Protonen bei Babys und Kindern

Bei den Kleinsten ist eine wirksame und schonende Krebsbehandlung besonders wichtig. Am PSI haben wir uns daher auf die Behandlung von Kindern spezialisiert.

(Foto: Paul Scherrer Institut/Markus Fischer)

Kinder und Krebs

Kinder erkranken seltener als Erwachsene an Krebs. Gleichwohl sind in der Schweiz jedes Jahr mehr als 200 Kinder unter 15 Jahren von einem bösartigen Tumor betroffen. Etwa die Hälfte von ihnen ist jünger als sechs Jahre. Am häufigsten sind Leukämien, Hirntumore sowie Tumore des zentralen Nervensystems. Bei den letzten beiden kommt eine Therapie am PSI in Frage.

Bei Kindern stehen prinzipiell dieselben Therapieoptionen zur Verfügung wie bei Erwachsenen. Also Operation, medikamentöse Therapie und Bestrahlung. Viele Kinder können dank dieser Therapien glücklicherweise geheilt werden. Denn die Krebstherapie bei Kindern hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte erzielt.

Seit 1999 können krebskranke Kinder von der Protonentherapie am PSI profitieren. Schon im Jahr 2004 haben wir die Therapie auch für Babys und Kleinkinder zugänglich gemacht.

Wenn Ihr Kind bestrahlt werden muss

Naturgemäss stellt es für Kinder, ihre Eltern und Geschwister eine grosse Belastung dar, wenn ein Kind an einem bösartigen Tumor erkrankt. Steht eine Strahlentherapie an, stellen sich weitere Fragen. Womöglich fühlen Sie sich verunsichert. So oder so wird sich Ihr Alltag und der der ganzen Familie verändern. Nur schon, weil Sie Ihr Kind während den ein bis zwei Therapiemonaten vier bis fünf Mal pro Woche zu den Strahlungssitzungen begleiten.

Es ist uns ein Anliegen, Ihnen allfällige Ängste zu nehmen. Auch möchten wir alles dafür tun, damit Sie und Ihr Kind sich bei uns möglichst wohl fühlen.

Die Erfahrung zeigt, dass Kinder besser mit ihrer Krebserkrankung und den sich dadurch ergebenden Veränderungen und Belastungen umgehen, als Erwachsene ihnen dies zunächst zutrauen.

Auf unserer Webseite «Kinderfragen zur Behandlung » finden Sie die häufigsten Fragen von Kindern. Eine Radio-Onkologin beantwortet diese kindgerecht. Kann Ihr Kind schon lesen, möchte es sich die Fragen und Antworten vielleicht selbst ansehen oder Sie machen dies gemeinsam.

(Foto: Paul Scherrer Institut/Markus Fischer)

Protonentherapie: Optimal für die Kleinsten

Die Protonentherapie ist die am besten geeignete Strahlentherapie für Babys, Kinder und Jugendliche. Krebsmedizinerinnen und -mediziner sprechen deshalb auch von der «Therapie der Wahl». Denn bei Kindern kommt der Hauptvorteil der Protonentherapie voll zum Tragen: Die Tumorzellen werden gezielt zerstört. Und zwar ohne dass gesundes Gewebe nennenswert mitbestrahlt wird und dadurch Schaden nimmt.

Wir nutzen die Spot-Scanning-Technologie, die am PSI entwickelt wurde. Hierbei scannt ein dünner Strahl aus Protonen den Tumor punktgenau – und nur den Tumor. So wird der kindliche oder jugendliche Organismus bestmöglich geschont.

Zentral ist dies, weil der Körper während der Wachstumsphase gegenüber ionisierenden Strahlen besonders empfindlich ist. Kinder profitieren somit noch mehr vom Spot-Scanning als Erwachsene.

Gewöhnliche Strahlentherapien mit Röntgenstrahlen können unerwünschte Langzeitauswirkungen durch ein sogenanntes Niedrigdosisbad rund um das Bestrahlungsgebiet haben. Dies wiegt bei Kindern schwerer als bei Erwachsenen. Denn wenn Kinder zu Erwachsenen werden, durchläuft ihr Körper viele Zellteilungen beim Wachsen. Sind die Zellen bei der Strahlentherapie vorgeschädigt worden, weil sie sich im Niedrigdosisbad nahe beim Tumor befanden, könnten die Zellen bei jeder Zellteilung diese Schäden an immer mehr Zellen weitergeben. Jahre oder Jahrzehnte später könnte aus diesen geschädigten Zellen ein sogenannter Zweittumor enstehen.

Andere mögliche Spätfolgen einer herkömmlichen Strahlentherapie bei Kindern sind Wachstums- oder Entwicklungsbeeinträchtigungen, Lernschwierigkeiten sowie Herzkreislauferkrankungen. Mit der Protonentherapie am PSI kann das Risiko solcher Spätfolgen minimiert werden.

Einheitliche Behandlung

Damit krebskranke Kinder optimal therapiert werden, behandelt man sie zumeist im Rahmen internationaler Studienprotokolle. Dies macht es Medizinerinnen und Medizinern auf der ganzen Welt möglich, von den (sehr seltenen) Krebserkrankungen bei Kindern so viel wie möglich zu lernen. Die Protokolle basieren auf bisherigen Erkenntnissen, die man bei der Strahlentherapie gewonnen hat und darauf basierend Überlegungen für wahrscheinliche Verbesserungen. Denn man ist stetig bemüht, die Heilungschancen für Kinder durch diese Studien weiter zu verbessern.

Dieses Vorgehen sieht unter anderem detailliert vor, welche Behandlung für Ihr Kind zu welchem Zeitpunkt am besten ist. Und so kann es sein, dass Ihr Kind bereits ein halbes Jahr vor dem Start der Protonentherapie bei uns am ZPT angemeldet ist, dass es aber zunächst vorher noch andere Therapien durchläuft.

(Foto: Paul Scherrer Institut/Markus Fischer)

Kleine Patienten haben besondere Bedürfnisse

Kinder erleben die Bestrahlungen bei guter Vorbereitung und Begleitung meist ohne Angst. Gelingt es, Ihrem Kind einen guten Einstieg in die Strahlenbehandlung zu bereiten, werden die Bestrahlungssitzungen bald Teil des normalen Alltags. Das Kind merkt, dass ihm bei einer Protonentherapie nichts wehtut und Sie immer in seiner Nähe sind.

Ist Ihr Kind noch klein, legen wir seine Behandlungstermine möglichst immer auf die gleiche Tageszeit. Das erleichtert die Vorbereitung für die Anästhesie. Und so fällt es Ihrem Kind leichter, sich an die Therapie zu gewöhnen. Macht Ihr Kind gleichzeitig zur Protonentherapie eine Chemotherapie, kümmern wir uns um die Koordination.

Unser Wartebereich ist für die Bedürfnisse der kleinen Patientinnen und Patienten eingerichtet.

Im Behandlungsraum können Kinder, die nicht anästhesiert werden, ihre mitgebrachte Musik hören. Über ein Mikrofon dürfen Sie Ihrem Kind vom Nebenraum aus auch gerne eine Geschichte vorlesen oder ihm während der Behandlung etwas sagen. Kinder, die keine Anästhesie erhalten, haben neben dem Mikrofon in ihrer Nähe, übrigens auch ein Quietsch-Tierli in der Hand, mit dem sie ein etwaiges Unwohlsein anmelden können.

Säuglinge und kleinere Kinder erhalten für die Bestrahlungen am ZPT eine Allgemeinanästhesie (Sedation), damit sie während der Behandlung absolut ruhig liegen bleiben. Als Sedation bezeichnet man eine Form der Allgemeinanästhesie, bei der der Patient oder die Patientin tief schläft, die Spontanatmung aber erhalten bleibt.

Kollegen und Kolleginnen der Kinderanästhesie des Kinderspitals Zürich führen die Sedationen am ZPT durch. In ausgewählten Fällen erhalten auch ältere Kinder eine Sedation. Dies betrifft vor allem Kinder, bei denen die einzelne Behandlung besonders lange dauert oder die in einer unbequemen Position bestrahlt werden. Als Belohnung bekommen Kinder, die mit Anästhesie therapiert werden, übrigens vor jeder Bestrahlung eine Perle. Bis sich am Ende der Therapie eine ganze Kette angesammelt hat ( www.mutperlen.ch).

Bestrahlung mit Anästhesie – Wichtig zu wissen

Bei Ihrem ersten Besuch im Zentrum für Protonentherapie findet ein Aufklärungsgespräch mit dem Anästhesisten oder der Anästhesistin statt. In diesem erfahren Sie alle Details zum Ablauf sowie zu den Risiken der Sedation. Ihr Kind muss für die Sedation während der Protonenbestrahlung nüchtern sein. So kann das Risiko des Einatmens von Mageninhalt reduziert werden. Bis zu vier Stunden vor der Anästhesieeinleitung darf Ihr Kind noch eine leichte Mahlzeit zu sich nehmen. Bis zu einer Stunde vorher darf es noch Tee, Wasser oder Sirup trinken.

Als Hypnotikum (Schlafmedikament) verwenden wir Propofol. Das Mittel ruft einen tiefen, angenehmen Schlaf hervor. Propofol hat eine kurze Wirkdauer und wird Ihrem Kind deshalb kontinuierlich über eine Vene zugeführt. Nach dem Ausschalten der Infusion wachen die Kinder in der Regel innerhalb von 15 bis 30 Minuten auf. Sobald Ihr Kind wieder wach ist, darf es essen und trinken, und Sie dürfen in Absprache mit dem Anästhesieteam wieder nach Hause gehen.