Forschende des Paul Scherrer Instituts erhalten die Auszeichnung Watt d’Or 2009 für ein Verfahren, mit dem man Erdgas aus Holz erzeugen kann.
Ein Verfahren, das Forschende des Paul Scherrer Instituts (PSI) zusammen mit Kollegen der TU Wien entwickelt haben, wandelt Holz in synthetisches Erdgas um, das in öffentliche Gasleitungen eingespeist werden kann. Dadurch wird die Energie aus Holz für die Stromerzeugung in Gaskraftwerken oder den Autoantrieb verfügbar. Zugleich wird damit eine sehr umweltfreundliche Energiequelle erschlossen, da die Holzvergasung CO2-neutral. In einer Testanlage im österreichischen Güssing wird das Verfahren im technischen Massstab erprobt. Im Dezember 2008 lieferte die Anlage erstmals Methan – den Grundbestandteil von Erdgas.
Am 8. Januar erhalten die beteiligten PSI-Forscher für ihre Arbeit die Auszeichnung Watt d’Or 2009 des Schweizerischen Bundesamts für Energie BFE in der Kategorie Energietechnologien
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Umweltfreundliche Energie
Holz wird bis heute als Energieträger vor allem zum Heizen genutzt, obwohl der Bedarf an Heizenergie abnimmt und beim Verbrennen von Holz gesundheitsschädlicher Feinstaub entsteht. Gleichzeitig hat die Energiegewinnung aus Holz den Vorteil, CO2-neutral zu sein, weil nachwachsende Bäume das entstehende CO2 binden. Die Erzeugung von Gas aus Holz macht es möglich, die Vorteile der Energie aus Holz zu nutzen und die Nachteile zu vermeiden: man erhält einen CO2-neutralen Energieträger, der sauber verbrennt und für unterschiedlichste Zwecke einsetzbar ist. Dabei steht in der Schweiz genug Energieholz zur Verfügung, um einige Prozent des Energiebedarfs zu decken.
Erdgas aus Holz
Ein von Forschenden des Paul Scherrer Instituts (PSI) und der TU Wien entwickeltes Verfahren erlaubt, Holzgas ohne zusätzlichen Aufwand für den Anwender überall da zu nutzen, wo eine übliche Gasversorgung vorhanden ist: im Haushalt, in Gaskraftwerken oder in Erdgasfahrzeugen. Das besondere an dem neuen Verfahren ist, dass es anders als bisher angewandte Methoden, Methan produziert, das ein Hauptbestandteil von Erdgas ist und damit problemlos in die Gasleitung eingespeist werden kann. Dafür sind zwei Stufen nötig: In der ersten wird aus Holz ein brennbares Gasgemisch erzeugt, das aber noch nicht für die Gasleitungen geeignet ist. Erst in der zweiten, von den Forschenden des Paul Scherrer Instituts entwickelten, Stufe wird dieses Gas mit Hilfe eines katalytischen Verfahrens in Methan umgewandelt.
Aus der Wissenschaft in die Anwendung
Das Verfahren zur Erzeugung von synthetischem Erdgas wird in einer Testanlage im österreichischen Güssing erprobt, die im Dezember 2008 erstmals Methan produziert hat. Mit der neu errichteten Anlage in Güssing konnten wir zeigen, dass das im Labor entwickelte Verfahren der katalytischen Methanierung im technischen Massstab funktioniert.
erklärt Samuel Stucki, Leiter des Labors für Energie und Stoffkreisläufe am PSI. Damit ist weltweit zum ersten Mal die Machbarkeit der Produktion von synthetischem Erdgas aus Holz nachgewiesen worden und die Technik ist für die industrielle Praxis umsetzbar.
Für die technische Umsetzung des PSI-Verfahrens war das Winterthurer Unternehmen CTU Conzepte Technik Umwelt AG verantwortlich, das auch für die Einführung des Verfahrens auf dem Markt zuständig sein wird. Als weiterer Partner ist die österreichische Firma Repotec Umwelttechnik beteiligt.
Ausgezeichnete Forschung
Für ihre Arbeit erhalten die PSI-Forscher den Watt d’Or – Die Auszeichnung für Bestleistungen im Energiebereich – in der Kategorie «Energietechnologien». Die Auszeichnung wird am 8. Januar 2009 anlässlich der Neujahrsveranstaltung des Bundesamts für Energie BFE in fünf Kategorien verliehen.
Die Testanlage in Güssing wurde finanziell gefördert mit Mitteln der Swisselectric Research (Forschungsförderung der Organisation der schweizerischen Stromverbundunternehmen Swisselectric), der Europäischen Union (EU-Projekt Bio-SNG) und des österreichischen Staates.
Kontakt
Zusatzinformationen
Demonstration der Produktion von synthetischem Erdgas aus Holz im Massstab 1 MW am Biomassekraftwerk Güssing Download Informationstext für die Medien
Energiespiegel Nr.16 (04/2006): Energieträger Holz Download Energiespiegel
About PSI
The Paul Scherrer Institute PSI develops, builds and operates large, complex research facilities and makes them available to the national and international research community. The institute's own key research priorities are in the fields of future technologies, energy and climate, health innovation and fundamentals of nature. PSI is committed to the training of future generations. Therefore about one quarter of our staff are post-docs, post-graduates or apprentices. Altogether PSI employs 2300 people, thus being the largest research institute in Switzerland. The annual budget amounts to approximately CHF 460 million. PSI is part of the ETH Domain, with the other members being the two Swiss Federal Institutes of Technology, ETH Zurich and EPFL Lausanne, as well as Eawag (Swiss Federal Institute of Aquatic Science and Technology), Empa (Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology) and WSL (Swiss Federal Institute for Forest, Snow and Landscape Research). (Last updated in June 2024)