Die Vision einer lokal emissionsfreien Energiekette geht in die operative Phase
Bei der Diskussion um eine Reduktion des CO2-Ausstosses denkt man in der Schweiz oft zunächst einmal nur an Einsparungsmöglichkeiten beim Stromverbrauch. Tatsache ist jedoch, dass schweizerischer Strom schon heute weitgehend CO2-frei produziert wird, da er auf Wasserkraft und Kernkraft beruht und nicht auf fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl oder Gas. Das grösste Reduktionspotenzial der CO2-Emissionen in der Schweiz liegt hingegen im Wärmeverbrauch bei Gebäuden und im Individualverkehr; dort müssen wir mit technologischen Innovationen und Massnahmen Veränderungen erzielen
, erläuterte Martin Jermann, Direktor a. i. des Paul Scherrer Instituts bei der Begrüssung der Teilnehmenden an der Medienkonferenz.
Ein nachhaltiger, sauberer Energieverbrauch und eine individuelle Mobilität mit sauberer, CO2-freier Energie, das ist die Vision der Belenos Clean Power AG. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Anstrengungen unternommen werden, die die ganze Kette von der nachhaltigen Primärenergie – der Sonne – über die saubere Energie für Haushalte, Fabriken u. ä., bis zum effizienten, emissionsfreien Auto-Antrieb umfassen. Die Sonnenenergie wird über Photovoltaikzellen in Strom umgewandelt. Dieser deckt einerseits direkt den lokalen Strombedarf. Mit dem übrig bleibenden Strom wird für die Mobilität zum Beispiel Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff getrennt, die ebenfalls lokal in Tanks gespeichert werden. Die beiden Gase können vom Auto der Zukunft sehr schnell getankt werden. Im Brennstoffzellenstapel des Autos reagieren Wasserstoff und Sauerstoff und verbinden sich über eine Membran zu Wasser. Bei diesem Vorgang wird Energie in Form von Elektrizität frei. Diese treibt über einen elektrischen Antrieb das Fahrzeug an. Als Abfallprodukt
fällt lediglich Wasserdampf an.
Das Paul Scherrer Institut (PSI) und die Belenos Clean Power AG arbeiten im Joint Venture Schweizer Brennstoffzelle
zusammen. Das Ziel der Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen ist die Realisierung eines lokal emissionsfreien Antriebsstranges für einen leichten Personenwagen für mindestens 4 Personen. Der Antrieb des Fahrzeugs soll die gleiche Lebensdauer wie das Auto selbst haben. Auch die Fahrleistung und der Gesamtpreis (Fahrzeugkauf plus Betriebskosten) sollen mit einem Personenwagen der Kompaktklasse konkurrieren können. Andere Entwicklungen der Belenos Clean Power AG sind ebenfalls geplant.
Das Paul Scherrer Institut konnte schon im Jahr 2002 mit einem umgerüsteten Volkswagen, dem VW Bora HY.Power, nachweisen, dass ein Brennstoffzellenantrieb auch in der Praxis funktioniert und erweckte damit am Genfer Autosalon nachhaltiges Interesse. Im Jahre 2004 wurde das Nachfolge-Modell HY-Light, diesmal in Zusammenarbeit mit Michelin, am Challenge Bibendum
dem weltweit grössten Wettbewerb für zukunftsweisende Antriebssysteme in Shanghai vorgestellt.
Die Aufgabe der Forscher ist indessen noch immer nicht gelöst. Sowohl die Kosten als auch die Lebensdauer der Brennstoffzelle weisen noch viel Optimierungspotential auf. Eine Optimierung ist nötig, um die Lebensdauer der Brennstoffzelle und ihren Preis für den Konsumenten stark zu verbessern, damit sie vergleichbar sind mit Lebensdauer und Kosten eines normalen Autos oder Kompaktautos. Das heisst das ganze System muss noch viel preiswerter und effizienter werden und dies in einem überschaubaren Zeitrahmen, das ist das Ziel der Kooperation zwischen Belenos und Paul Scherrer Institut
, konstatierte Belenos Chairman Nicolas Hayek.
Kontakt
Dr. Philipp Dietrich
Leiter Kompetenzzentrum für Energie und Mobilität
+41 56 310 4573
philipp.dietrich@psi.ch
Über das PSI
Das Paul Scherrer Institut PSI entwickelt, baut und betreibt grosse und komplexe Forschungsanlagen und stellt sie der nationalen und internationalen Forschungsgemeinde zur Verfügung. Eigene Forschungsschwerpunkte sind Zukunftstechnologien, Energie und Klima, Health Innovation und Grundlagen der Natur. Die Ausbildung von jungen Menschen ist ein zentrales Anliegen des PSI. Deshalb sind etwa ein Viertel unserer Mitarbeitenden Postdoktorierende, Doktorierende oder Lernende. Insgesamt beschäftigt das PSI 2300 Mitarbeitende, das damit das grösste Forschungsinstitut der Schweiz ist. Das Jahresbudget beträgt rund CHF 460 Mio. Das PSI ist Teil des ETH-Bereichs, dem auch die ETH Zürich und die ETH Lausanne angehören sowie die Forschungsinstitute Eawag, Empa und WSL. (Stand 06/2024)