Das Lächeln des Buddha durchschauen

Neutronenforscher feiern heute am Paul Scherrer Institut die 20-jährige Mitgliedschaft der Schweiz beim Institut Laue-Langevin, Grenoble

Fotografie der Buddha Statue
Neutronenbild
Röntgenbild
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Bei einem wissenschaftlichen Symposium am Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen haben heute Vertreter von Forschung und Politik 20 Jahre Mitgliedschaft der Schweiz im Institut Laue-Langevin (ILL) in Grenoble – Europas grösstem Neutronenforschungszentrum – gefeiert. Der Beitritt der Schweiz zu dem als deutsch-französische Kooperation gegründeten Institut sichert Schweizer Forschenden einen festen Anteil an der Messzeit des ILL. So reisen jedes Jahr zahlreiche Physiker, Chemiker, Biologen und Werkstoffwissenschaftler aus der Schweiz nach Grenoble, um dort neue Werkstoffe mit Neutronen zu untersuchen. Zusätzlich arbeitet die Schweiz bei der Entwicklung neuer Geräte für die Neutronenforschung mit dem ILL zusammen.

Dr. Paul-Erich Zinsli, stellvertretender Direktor im Staatssekretariat für Bildung und Forschung betonte in seinem Grusswort zu Beginn des Symposiums die Bedeutung der internationalen Kooperationen für die Forschungslandschaft Schweiz. Er sicherte eine fortgesetzte Bundesunterstützung für die Zusammenarbeit mit dem ILL zu, die er als eigentliche wissenschaftliche Erfolgsgeschichte bezeichnete.

Dr. Paul-Erich Zinsli, stellvertretender Direktor im Staatssekretariat für Bildung und Forschung

Die Direktoren von PSI und ILL Joël Mesot und Richard Wagner und die anderen vortragenden Wissenschaftler blickten mit Stolz auf eine erfolgreiche wissenschaftliche Zusammenarbeit zurück, schmiedeten aber auch schon Pläne für die Zukunft. In Beispielen aus verschiedenen Forschungsbereichen wie Quantenphänomene oder Weiche Materie stellten sie erfolgreiche Kooperationen zwischen Schweizer Wissenschaftseinrichtungen und dem ILL vor. Dabei wurde deutlich, dass es auch für Forschende aus der Schweiz, die mit der Spallationsquelle SINQ am Paul Scherrer Institut über eine weltweit hochangesehene Neutronenquelle verfügt, wichtig ist, auch an Instituten in anderen Ländern experimentieren können. So können sie stets das Labor für ihre Messung aussuchen, das für ihre Fragestellung die besten Bedingungen bietet, aber auch Zeiten überbrücken, in denen die heimische Anlage gewartet wird. Genauso kommen jährlich rund 2000 Forschende aus anderen Ländern nach Villigen, um Experimente an den Grossanlagen des Paul Scherrer Instituts durchzuführen, zu denen neben der Neutronenquelle auch die Synchrotron Lichtquelle Schweiz (SLS) und die Schweizer Myonenquelle SmuS gehören.

Neutronen gehören zu den wichtigsten Werkzeugen moderner naturwissenschaftlicher Forschung. Mit diesen Teilchen kann man verschiedenste Stoffe durchleuchten und so einzigartige Einblicke in den Aufbau von beispielsweise biologischen oder magnetischen Materialien, Supraleitern oder metallischen Werkstoffen gewinnen. Dabei leistet die Forschung mit Neutronen sowohl einen Beitrag zu unserem Verständnis des Aufbaus der Materie als auch zur Entwicklung neuer technischer Werkstoffe. Neutronenexperimente haben etwa wesentlich zur Entwicklung von magnetischen Materialien für die moderne Datenspeicherung beigetragen. Mit Neutronen kann man aber auch das Innere von Metallgegenständen ähnlich wie in einem Röntgenbild abbilden, was sie etwa für Archäologen interessant macht: so hat man vor kurzem am PSI eine Buddhastatue aus Messing durchstrahlt und gezeigt, dass darin Kultgegenstände aus Holz und trockene Pflanzen verborgen sind – mit Röntgenstrahlen wäre kein Blick ins Innere der Staute möglich gewesen. Der abgebildete Gegenstand bleibt bei einer solchen Untersuchung völlig intakt.

Für die Experimente werden Neutronen in sehr aufwändigen Grossanlagen erzeugt, wie sie nur an wenigen Standorten verfügbar sind. Am Paul Scherrer Institut geschieht das in einer sogenannten Spallationsquelle, am ILL in einem Forschungsreaktor.

Kontakt für Fragen zur Kooperation Schweiz-ILL

Kurt Clausen
Leiter des Forschungsbereichs Festkörperforschung mit Neutronen und Myonen
Paul Scherrer Institut PSI

+41 56 310 37 55
kurt.clausen@psi.ch 

Jürg Schefer
Labor für Neutronenstreuung, 
ETH Zürich & Paul Scherrer Institut PSI

+41 56 310 43 47
juerg.schefer@psi.ch

Kontakt zur Untersuchung an der Buddhastatue

Eberhard Lehmann
Gruppenleiter Neutronenradiographie
Paul Scherrer Institut PSI

+41 56 310 29 63
eberhard.lehmann@psi.ch

About PSI

The Paul Scherrer Institute PSI develops, builds and operates large, complex research facilities and makes them available to the national and international research community. The institute's own key research priorities are in the fields of future technologies, energy and climate, health innovation and fundamentals of nature. PSI is committed to the training of future generations. Therefore about one quarter of our staff are post-docs, post-graduates or apprentices. Altogether PSI employs 2300 people, thus being the largest research institute in Switzerland. The annual budget amounts to approximately CHF 460 million. PSI is part of the ETH Domain, with the other members being the two Swiss Federal Institutes of Technology, ETH Zurich and EPFL Lausanne, as well as Eawag (Swiss Federal Institute of Aquatic Science and Technology), Empa (Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology) and WSL (Swiss Federal Institute for Forest, Snow and Landscape Research). (Last updated in June 2024)