Was wäre, wenn die heutige Medizin in der Lage wäre, die effektivste Krebstherapie für jeden Patienten präziser und schneller auszuwählen? Im Jahr 2022 erhielt Lars Gerchow das PSI Founder Fellowship, um genau diese visionäre Idee weiter zu verfolgen: Die präzise Bestimmung zielgerichteter Behandlungen für die jeweiligen Krebsarten bei metastasiertem Krebs.
In komplexen Fällen – etwa, wenn mehrere Tumorarten gleichzeitig vorliegen – stossen konventionelle bildgebende Verfahren an ihre Grenzen. Lars arbeitet daher an einer neuen Methode: der Dual-Tracer-Positronen-Emissions-Tomographie (PET), bei der zwei unterschiedliche Radiotracer gleichzeitig eingesetzt werden, um in einem einzigen Scan verschiedene Tumorarten sichtbar zu machen. Dies liefert die Grundlage, um die Auswahl der Therapie am effektivsten zu gestalten. Im Vergleich zum state-of-the-art, das aktuell nicht von den Krankenkassen vergütet wird, bietet diese Methode mit zwei Scans an verschiedenen Tagen eine reduzierte Belastung für den Patienten, einen deutlich geringeren Aufwand für die Krankenhäuser und trägt zu einem effizienteren Gesundheitssystem bei.
Mit seiner Expertise aus der Teilchenphysik und der Unterstützung des PSI Founder Fellowship (PSIFF) – ein Programm zur Förderung unternehmerisch denkender, talentierter Wissenschaftler und Ingenieure - hat Lars Gerchow in den letzten Monaten bedeutende Fortschritte erzielt. In Zusammenarbeit mit der Radiopharmazie am PSI und der ETH, dem Institut für Teilchenphysik an der ETH, dem Universitätsspital Zürich, dem Kantonspital Baden, und dem Tierspital Zürich wurde ein wichtiger Zwischenerfolg erreicht: die neu entwickelte Dual-Tracer-PET-Methode wurde bereits erfolgreich mit Hundepatienten getestet - eine Win-Win Zusammenarbeit, da die Tiermedizin kaum Zugang zur PET-Diagnostik für ihre Patienten hat. Dieser Meilenstein zeigt, dass die Methode in der klinischen Anwendung funktioniert. Die Ergebnisse bilden eine vielversprechende Grundlage für die geplante Anwendung beim Menschen uns sind ein wichtiger Beleg dafür, dass die Technologie nicht nur im Labor, sondern auch im klinischen Umfeld funktioniert.
Diese erfolgreiche Anwendung ist auch ein Paradebeispiel dafür, was möglich ist, wenn Expert:innen aus verschiedensten Bereichen an einem Strang ziehen. Über Gruppen-, Departements- und Institutionsgrenzen hinweg ist hier eine Kollaboration entstanden, die nicht nur eine konkrete Innovation hervorgebracht hat – sondern auch zeigt, wie viel schneller und wirksamer wir medizinischen Herausforderungen begegnen können, wenn wir Silos überwinden. Ein Paradebeispiel für das Potenzial an Synergien, das in der vielseitigen Forschung am PSI und im Standort Schweiz steckt.
Das Ziel ist nun, diese Technologie für den Einsatz bei Menschen weiterzuentwickeln. Basierend auf den ersten Ergebnissen, die im Rahmen des PSIFFs gewonnen wurden, hat die entstandene Kollaboration ein PHRT und SNF Projekt für die Umsetzung bekommen. Das Potenzial, sowohl die Diagnose als auch die Behandlung für Patienten mit metastasierendem Krebs grundlegend zu optimieren, ist enorm. Lars arbeitet intensiv an einer Softwarelösung, die die Rohdaten aus PET-Scans der neusten Generation präzise analysiert. Dabei werden nun auch feine Unterschiede der beteiligten Tracer berücksichtigt und analysiert, was bisher nur in den Anlagen der Grundlagenforschung und Teilchenphysik möglich war. Diese Innovation ermöglicht es nun, mehrere Krebsarten gleichzeitig mit einer Aufnahme in unterschiedliche Bilder aufzuschlüsseln und zu visualisieren - ein Schritt, welcher der personalisierten Krebstherapie neue Perspektiven eröffnet.
Lars’ Arbeit ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Innovationen aus der Teilchenphysik die Welt der Medizin revolutionieren können und wie interdisziplinäre Arbeiten über verschiedene Gruppen und Institute einzigartige Fortschritte ermöglichen. Wir sind stolz darauf, Lars durch das PSI Founder Fellowship zu unterstützen und freuen uns auf die nächsten Schritte in diesem vielversprechenden Projekt.