Seit Beginn meiner Lehre habe ich mir ausgemalt, wie dieser Tag für mich aussehen würde, und nun ist es endlich so weit. Doch beginnen wir am Anfang. Meine Lehre als Physiklaborant hier am PSI ist anders strukturiert als man sich eine traditionelle Lehre vorstellt. In einer Lehre, wie man sie aus der Privatwirtschaft kennt, arbeitet man von Anfang an mit Produktionsaufgaben des Unternehmens und erwirbt sein Fachwissen durch diese Aufgaben oder gegebenenfalls überbetriebliche Kurse. Hier am PSI ist das jedoch anders. In den ersten eineinhalb Jahren meiner Lehre erhielt ich eine umfassende und vertiefte Grundausbildung bei meinem Berufsbildner. Erst nach dieser Grundausbildung werden wir am PSI an unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Laboren in Zusammenarbeit mit verschiedenen Teams arbeiten.
An diesem Punkt stehe ich gerade, da heute mein erster Tag an meinem ersten Rotationsplatz (Arbeitsplatz) ist. In den letzten Monaten und insbesondere in den letzten Wochen habe ich mich immer mehr auf diesen Tag gefreut, da ich gerne selbstständig, frei und zielorientiert an der Erstellung eines Produkts arbeite.
Der neue Arbeitsplatz unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von meinem gewohnten bisher bekannten Arbeitstag und Umfeld. Beispielsweise arbeite ich nicht mehr wie gewohnt selbstständig oder gemeinsam mit meinen Nebenstiften an Aufträgen und Aufgaben, sondern arbeite ab sofort mit unterschiedlichen Menschen zusammen. Ausserdem eröffnet sich mir jetzt die Welt unserer Forschungsanlagen, an denen ich mitarbeiten darf. Ich arbeite ab sofort allein und selbstständig an Aufträgen oder in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurteam. Diese Veränderungen bringen neue Aspekte in meinen bisherigen Arbeitstag, was einerseits spannend und interessant zu erleben ist, jedoch auch Zeit braucht, um sich einzugewöhnen.
An meinem ersten Tag durfte ich mein neues Labor zunächst ohne Betreuer kennenlernen. Dies gab mir genügend Zeit mich an meinem neuen Arbeitsplatz einzurichten, mich umzusehen und mich mit der Atmosphäre vertraut zu machen. Wie ich schon vorher wusste, war der erste Tag nicht sehr arbeitsintensiv, da alles erst einmal gezeigt werden musste und viele wichtige organisatorische Dinge geklärt werden mussten. Auf das habe ich mich eingestellt und als mein neuer Betreuer im Labor angekommen ist, haben wir uns direkt auf einen grossen Rundgang an den verschiedenen Arbeitsplätzen meines Labors auf den Weg gemacht. Ich durfte viele spannende Aufbauten sehen und erfuhr viel neues über die Forschung, welche in meinem Labor betrieben wird. Nach dem Rundgang haben wir Organisatorisches besprochen und mir wurden alle Projekte, an welchen ich arbeiten darf, vorgestellt. Viele der Projekte klangen vielversprechend und sehr interessant; wie es jedoch bei jeder Arbeit der Fall ist, gab es auch weniger spannende Aufgaben.
In der Mittagspause habe ich mich mit meinen «Nebenstifte» getroffen und wir haben uns ein erstes Mal über unsere Erfahrungen ausgetauscht. Es war zugleich spannend wie auch interessant zu erfahren, wie es meinen Kollegen gegangen ist und was sie an ihrem ersten Morgen erlebt haben.
Nach dem Mittag hiess es anfangen mit den ersten Aufgaben. Wie erwartet waren die ersten Aufgaben kleinere Arbeiten. Zuerst durfte ich ein Paket holen und etwas ausdrucken, was mir half mich an meinem Arbeitsplatz zu orientieren. Ausserdem musste ich eine wichtige Materialliste unseres Labors bearbeiten und verbessern, um später damit zu überprüfen, ob alle registrierten Gegenstände tatsächlich an der Forschungseinrichtung vorhanden sind und korrekt erfasst wurden. Zum Schluss durfte ich einen neuen Detektor auspacken und in den Datenblättern nachsehen, welcher Anschluss für den Detektor benötigt wird. Den Anschluss durfte ich bereits selbstständig eine Bestellung ausführen.
Am Ende des Tages bin ich zufrieden mit allem, was ich schon erledigen durfte. Bemerkt habe ich auch, dass ich an meinem neuen Arbeitsplatz deutlich mehr Laufen muss als vorher. Da mein Büro nicht direkt neben unseren Messeinrichtungen steht, musste ich wiederholt einige Meter zurücklegen. Auch der Weg zum Drucker ist nun nicht mehr die gewohnte 20-Meter Strecke zum Nebenraum wie vorher in der Grundausbildung. Dies stört mich jedoch nicht, weil mir dieses Laufen Zeit gibt den Kopf freizubekommen und durchzuatmen. Mehr Mühe habe ich aktuell mit dem Anpassen an die englische Tastatur, welche in meinem neuen Büro steht. Ich denke jedoch, dass ich mich bald an diese gewöhnt haben werde.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass es ein sehr spannender erfolgreicher Tag war, voller neuen Eindrücken und vielen Erkenntnissen. Ich freue mich darauf, was mir noch bevorsteht an meinem neuen Arbeitsplatz und welche Projekte ich angehen darf.
Leon F. Physiklaborant EFZ, 2. Lehrjahr